Guatape & Pablo Escobar

Medellin - Guatape

Nach einem dürftigen Frühstück mit schlechtem Kaffee (und das im Kaffeeland Nr.1) setzen wir uns in die moderne, erstaunlich saubere Metro, fahren 4 Stationen um vom dortigen Busbahnhof Nord einen Bus nach Guatape bzw. La Piedra de Penon zu nehmen. Gut zwei Stunden sind wir unterwegs, vorbei an großen Fincas, Bananenplantagen, Maisfeldern, kleineren Dörfern, Pferdefuhrwerken und grünen, bergigen weiten Landschaften. In La Piedra de Penon, auf 2135 HM, steigen wir aus und laufen schon mal die ersten ca 150 Stufen hoch bis zum Kassenhäuschen. Mit dem Ticket dann geht es die eigentlichen 650 steilen Stufen auf den 70Mil Jahre alten Granit-Felsen hinauf. Vor uns geht ein junger Mann- mit einem 50kg Zementsack auf den Schultern- die Treppen hinauf bis zur Baustelle im oberen Drittel. Unglaublich, wir schnaufen schon und laufen konzentriert, aber auch noch mit dem Gewicht, puuh. Von oben hat man eine klasse Aussicht auf den Stausee. In den 70iger Jahren wurde das Gebiet gestaut (6400Hektar) das alte El Penol und eine Kirche verschwanden. Unten dann nehmen wir ein TukTuk –Taxi in den Ort Guatape. Der alte Ort ist voller kl. verzierter, farbenfroher Häuser mit schmucken Balkonen und Kopfsteinpflaster-Gassen. Wir lassen uns treiben, die Temperatur ist hier in der Höhe sehr angenehm und die Gassen sind nicht voll. Mit einem Lancha, einem kl. Motorboot düsen wir über den See. Dem spanisch des netten älteren Herrn der uns führt kann ich leider kaum folgen und so sind die Infos etwas spärlich. Wir fahren an netten Villen vorbei und der abgebrannten Privat Disco von Pablo Escobar. Der ehemalige Drogenkartell Anführer wird als Touristen Attraktion vorgeführt, man kann auf dem Gelände sogar Paint-Ball spielen – mit dem Wissen über das Leben des Menschen (Drogen, Mord, Erpressung etc.) finden wir das etwas fragwürdig. Der Bus bringt uns wieder zurück nach Medellin und per Metro wieder ans Hotel. Es ist mittlerweile dunkel und der Platz hat sich verändert. Nichts mehr für uns. Sicherer ist es im Hotel. Von der Dachterrasse beobachten wir das laute Treiben. 

 

Guatape Quelle Deutschlandfunk:

In den nachfolgenden Jahrzehnten tobten auch um den Stausee herum die gewalttätigen Auseinandersetzungen, die ganz Kolumbien erschüttern. Vom Krieg der Drogenbarone in den späten 1980er- und Anfang der 1990er-Jahre, blieb die Region fast unbehelligt, denn der fand überwiegend in den Großstädten statt. Viele Drogenhändler der großen Kartelle hatten ihre familiären Wurzeln im ländlichen Raum und vermieden es daher, die blutigen Auseinandersetzungen auf die Dörfer zu verlagern.

Die brutale Gewalt brach erst mit dem Bürgerkrieg zwischen der kommunistischen FARC Guerilla auf der einen und den Paramilitärs und den Regierungstruppen auf der anderen Seite aus. Die Bevölkerung ganzer Dörfer wurde umgebracht und in Guatapé war über mehrere Jahre hinweg Militär stationiert, weil die Guerilla wiederholt versuchte, die Staumauern zu erobern, um die Elektrizitätsversorgung lahmzulegen.

All das ist jetzt Geschichte. Kolumbien befindet sich im Friedensprozess, aber die Vergangenheit kommt in teils grausamen, teils grotesken Geschichten immer wieder zurück, sagt der Schauspieler Gustavo Antonio Angarita: "Heute ist das alles ein glücklicher Ferienort. Man kann mit Booten auf den See hinaus fahren, fischen, es gibt schöne Hotels. Das zerbombte Haus von Pablo Escobar ist eine Touristenattraktion, es ist ein Stück unserer blutigen Auseinandersetzung. Diese Region wird einfach auch von diesen ganzen dunklen Geschichten geprägt, was von der Geschichte bleibt, sind Legenden. Wir neigen in Kolumbien manchmal zu einer gewissen Heuchelei, man möge die Vergangenheit doch einfach vergessen. So ein Stausee ist eine schöne Metapher. Man kann alles mit Wasser bedecken, aber am Ende kommt immer wieder alles an die Oberfläche zurück."

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